Springe zum Inhalt

Notfunk

Funkamateure, also "Inhaber eines Amateurfunkzeugnisses oder einer harmonisierten Amateurfunk-Prüfungsbescheinigung", können auf Grund entsprechender gesetzlicher Regelungen zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen herangezogen werden.

Was ist Notfunk?

Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird; der Amateurfunkdienst schließt die Benutzung von Weltraumfunkstellen ein. Der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten sind keine Sicherheitsfunkdienste. - Gesetz über den Amateurfunk (AFuG) §1

Der Begriff des „Notfunks“ ist derzeit in aller Munde - und der Amateurfunk ist der einzige internationale Funkdienst, der auf Grund seiner gesetzlichen Regelung ausdrücklich sowohl für die zivile, gegenseitige Unterstützung der Bevölkerung und, bei Bedarf, auch für die Unterstützung der BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) vorgesehen ist.

Not- und Katastrophenfunk ist jede Art der drahtlosen Übermittlung von Informationen in Not- und Katastrophenlagen, unabhängig von Ursache der Not, beteiligten Funkstellen oder Personen, verwendeter Technik, Betriebsart oder überbrückter Distanz.

Mit ihrer technischen Expertise und ihren Fähigkeiten konnten Funkamateure rund um die Welt schon vielfach in Notlagen helfen, zur Rettung von Menschenleben beitragen und Not lindern. Beispiele dafür sind

  • Absturz des Luftschiffs „Italia“ der Nobile-Expedition nahe des Nordpols 1929 (die Ereignisse wurden in dem Film „Das rote Zelt“ verarbeitet, mit Mario Adorf als Expeditions-Funker Biagi und Nikolai Iwanow als der russische Funkamateur Nikolai Schmidt, der den Notruf der Verunglückten empfing).
  • Sturmflut in Hamburg 1962: Weil Polizei, Rettungs- und Hilfsdienste auf Grund ungeeigneter Technik nicht miteinander kommunizieren konnten, bauten Funkamateure im Bezirksamt am Hauptbahnhof und in den Ortsämtern ihre Funkstationen auf. Über 400 Funksprüche weitgehend im 80-Meter-Band wurden im Laufe von 29 Stunden bis zum Montagabend abgesetzt oder empfangen, Hilferufe nach Medikamenten, nach Essen und Ärzten angenommen und weitergeleitet, Telegramme an Angehörige aufgenommen und Nachrichten an andere Behörden und Privatpersonen vermittelt.
  • Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978: Erneut konnten Hilfsorganisationen, Stromversorger, Bundeswehr und die damalige Bundespost aufgrund unterschiedlicher Funksysteme und Frequenzen nicht miteinander kommunizieren. Funkamateure unterstützten mit ihren zum Teil selbstgebauten Geräten und leiteten Nachrichten weiter, besetzten Leitstellen, Werkstattwagen, Hubschrauber und Panzer und ermöglichten die Koordinierung der Einsatzkräfte.
  • Flugzeugunglück von Ramstein 1988: Als nach dem Unglück bei der Flugschau in Ramstein das Telefonnetz zusammenbrach, setzten Funkamateure über mobile und portable Stationen Notrufe ab, leiteten Nachrichten weiter, organisierten dringend benötigte Blutkonserven und überbrachten Angehörigen Nachrichten von Überlebenden.
  • Terroranschläge am 11. September 2001: Nach Überlastung und Ausfall von Telefon und Internet infolge des Terroranschlags am 11. September 2001 wurde unter anderem auch der Siemens-Standort in Iselin, New Jersey abgeschnitten. Der deutsche Krisenstab bei Siemens erhielt Informationen über eine Amateurfunkstation von Siemens-Mitarbeitern in Deutschland, von wo aus eine Funkverbindung unter anderem zur New Yorker Niederlassung aufgebaut wurde.
  • Hurrikan Katrina 2005: Bis zu 1.000 Funkamateure unterstützten die Hilfs- und Rettungsmaßnahmen im 24/7-Betrieb. Da durch die großflächige Lage UKW-Verbindungen nicht möglich waren und durch den Stromausfall Repeaterstationen ausfielen, wurde fast der gesamte Funkverkehr über von Infrastruktur unabhängige Kurzwellenverbindungen abgewickelt.
  • Erdbeben und Tsunami in Japan 2011: Nach Ausfall des Mobil- und Festnetzes in den betroffenen Regionen wurde die Kommunikation – insbesondere aus den Notunterkünften heraus – über Kurzwellen- und UKW-Funkverbindungen hergestellt. Die Leitstation JA7RL veröffentlichte darüber hinaus übermittelte Lageinformationen im Internet.
Was kann Notfunk?

Funkamateure können in Notfällen, bei Krisen und Katastrophen

  • Notrufe aus der Bevölkerung über Jedermannfunkanwendungen wie PMR446, Freenet oder CB-Funk aufnehmen und weiterleiten;
  • Informationen von und für die Bevölkerung lokal, regional, überregional und weltweit übermitteln – vorwiegend nicht kritische Nachrichten wie Such- und Vermisstenmeldungen zur Zusammenführung betroffener Personen und persönliche Nachrichten (der sogenannte „welfare traffic“)
  • Stellen der öffentlichen Gefahrenabwehr (Sammelstellen, Notunterkünfte, Feuerwehrstützpunkte, Krankenhäuser, Bereitstellungsräume,…) auch bei Ausfall der Infrastruktur wie Daten- und Digitalfunknetze miteinander verbinden;
  • Selbst- und Nachbarschaftshilfe durch Kommunikation (lokal, regional, überregional…) unterstützen und koordinieren;
  • Daten und Bilder mit infrastrukturunabhängigen Übertragungsprotokollen und Techniken übertragen.

Dafür werden Funkgeräte unterschiedlichster Leistungsklassen vom UKW-Handfunkgerät mit wenigen Watt Sendeleistung bis hin zu Kurzwellen-Funkstationen mit Richtantennen und bis zu 750W Sendeleistung genutzt; neben Sprechfunk in verschiedenen Modulationsarten (FM, AM; SSB) werden auch Morsecode (CW) und verschiedene digitale Übertragungsmodi verwendet.

Notfunkbetrieb - Notfunk vorbereiten

Allen Funkamateuren ist empfohlen, sich für Not- und Krisenlagen vorzubereiten und die empfohlene Krisenvorsorge (zumindest nach Empfehlung des BBK) zu betreiben. Darüber hinaus sollten sie geeignete Geräte und netzunabhängige Stromversorgung haben, um auch bei mindestens 72 Stunden lang

  • UKW-Sprechfunkverbindungen in 2m/70cm FM führen zu können;
  • Regionale Kurzwellen-Sprechfunkverbindungen im 80m-, 40m-, 20m- und 10m-Band in SSB führen zu können und
  • Lokale Jedermann-Funkanwendungen (insbesondere Kanal 3 auf PMR446, Kanal 3 Freenet und Kanal 9 AM CB) abhören und besprechen zu können.

Dies beinhaltet insbesondere

  • Im Stromverbrauch sparsame Funkgeräte für Amateurfunk und möglichst viele Jedermann-Funkanwendungen (PMR446, Freenet und CB)
  • Geeignete Rundstrahlantennen für 2m- und 70cm-Band sowie Kurzwelle, ggfs. Mit möglichst stromsparendem Antennentuner
    (Kurzwelle insbesondere für NVIS-Betrieb – Bauempfehlung für eine NVIS-Antenne unter https://www.oevsv.at/export/shared/.content/.galleries/Downloads_Referate/Notfunk-Referat-Downloads/NVIS-Set_Beschreibung.pdf)
  • Ausreichende, geeignete, gewartete und aufgeladene Akkus
  • Möglichkeiten, Akkus auch ohne öffentliches Stromnetz aufzuladen (insbesondere über Solarpanels, aber auch Kurbelgeneratoren, tragbare Stromerzeuger, Kleinwindkraftanlagen oder ähnliches)
  • Telefon: Mobiltelefon, Festnetztelefon.

Darüber hinaus werden benötigt

  • Schreibzeug, wasser- und temperaturbeständig (Bleistifte, Gelschreiber) und Papier
  • Notfunk-Unterlagen (Frequenzlisten, Telefonlisten, DARC-Notfunkhandbuch, IARU-Notfunkprozedur, Formulare) in ausgedruckter Form – insbesondere Kontaktdaten anderer Funkamateure, Behörden, Notrufnummern, Krankenhäuser, Apotheken, Versorgungsunternehmen…
  • Ausreichend Ressourcen, um unabhängig von fremder Hilfe zu sein:
    • Schutz gegen Witterung (Kälte, Hitze, Regen,…)
    • Ausreichend Trinkwasser / Getränke
    • Ausreichend Lebensmittel
    • Ggfs. Ausreichend benötigte eigene Medikamente
    • Stromnetzunabhängige Beleuchtung (Stirnlampe, Taschenlampe, Akkuleuchte)
    • Stromnetzunabhängige Möglichkeit der Informationsbeschaffung, z. B. Batterieradio (UKW/MW/LW)
    • Erste-Hilfe-Material (z. B. Kfz-Verbandkasten)
  • Zulassung zum Amateurfunk (Lizenz) in Kopie, wasserfest
  • Wetterfeste Bekleidung

Hilfreich sein können:
Mobile/portable Masten mit Abspannung
Lokale und regionale Landkarten mit UTM-Gitter und Planzeiger
Locatorkarte in Papierform
Ersatzsicherungen, Ersatzteile, Ersatzkabel (Strom und Antennenkabel), kleines Werkzeugset
Weitere Zusatzgerät für spezielle Funkanwendungen wie Modems für digitale Betriebsarten, gerichtete Antennen (insb. Yagis für UKW)

10 Regeln für den Notfunkbetrieb

1.) Eigensicherung geht vor Funkbetrieb. Mache nur Funkbetrieb, wenn Du und Deine Angehörigen nicht gefährdet sind.
2.) Bei Eintritt einer (mutmaßlichen) allgemeinen Notlage höre selbständig die lokalen Notfunkfrequenzen und Jedermannfunkkanäle ab. Sei geduldig. Melde Dich in regelmäßigen Abständen auf den Amateurfunkfrequenzen QRV, um Verbindung zu anderen herzustellen.
3.) Wenn mehr als zwei Stationen QRV sind, wird eine Station als Leitstation bestimmt. Dies sollte die Station sein, die alle anderen am besten aufnehmen kann und deren Operator am meisten Erfahrungen mit der Abwicklung von Notfunkverkehr hat.
4.) Melde Dich an der Leitstation an und ab. Wahre ansonsten Funkstille, bis Du gerufen wirst. Sende nur mit der minimalen Leistung, die für eine störungsfreie Verbindung erforderlich ist, um Strom zu sparen und Störung anderer zu vermeiden.
5.) Befolge die Anweisungen der Leitstation.
6.) Versuche, Deine Emotionen zu beherrschen. Vor allem in Gesprächen mit ungeübten oder aufgeregten Menschen auf Jedermannfrequenzen sei geduldig und hilfsbereit.
7.) Dokumentiere nachvollziehbar alle aufgenommen und weitergegebenen Funksprüche mit Namen oder Rufzeichen der Gegenstation, Uhrzeit, Übertragungsweg (z. B. Frequenz/Kanal/verwendeter Repeater), Inhalt der Nachricht und ggfs., welche Handlungen Du unternommen hast.
8.) Verwende zum Buchstabieren das internationale Buchstabieralphabet. Verwende keine amateurfunkspezifischen Abkürzungen oder Q-Gruppen.
9.) Sprich klar, langsam und deutlich – übermittle kurz, bündig und aussagekräftig – vermeide Höflichkeitsfloskeln, Phrasen und Füllwörter.
10.) Übermittle keine unbestätigten Informationen! Unterscheide präzise zwischen dem, was Dir erzählt wurde und dem, was Du selbst sicher beobachtet hast! Interpretiere und verändere keine Nachrichten, sondern übermittele möglichst wortgetreu! Mache insbesondere in Gesprächen mit Menschen auf Jedermannfunkkanälen keine Versprechen, die Du nicht halten kannst!

Bei der Annahme von Rufen über Jedermannfunkkanäle frage folgende Informationen von der Gegenstation ab und dokumentiere sie:

  • WER ist die Gegenstation (Name, ggfs. Spitzname / Handle)?
  • WO befindet sich die Gegenstation (postalische Anschrift, Wegbeschreibung)?
  • WO wird die Hilfe benötigt?
  • WIE kann geholfen werden? Sind Personen verletzt, gab es einen Unfall, welche Art von Material (z. B. Medikamente, Trinkwasser, …) wird benötigt? In welcher Menge? Gibt es Verletzte oder Erkrankte? Falls ja, wie viele? Welcher Art sind Verletzung oder Erkrankung?
  • WELCHE GEFAHREN bestehen evtl. am Notfallort? Überflutung, Gefahrstoffaustritt, Brand…?
  • WELCHE NACHRICHT soll an WEN übermittelt werden? Insbesondere z. B. im Welfare Traffic kann so die Verbindung von Personen in betroffenen Bereichen zu Familie, Verwandten o. ä. hergestellt werden.

Wenn Du nach Deiner eigenen Lage oder der Lage vor Ort gefragt wirst, übermittele folgende Informationen:

  • Meldende Funkstelle (Rufzeichen, ggfs. durch Leitstation zugewiesenes Handle)
  • Eigener Standort (Wo bin ich? Postalische Anschrift, UTM-Koordinate, ggfs. Wegbeschreibung oder Landmarke)
  • Lage: Was habe ich selbst beobachtet? Witterung, Schadenslage,…? Was wurde mir von anderen berichtet? Wie geht es mir, wie geht es den Menschen um mich herum?
  • Welche Maßnahmen habe ich selber durchgeführt? Mit wie vielen Personen habe ich z. B. Kontakt vor Ort, wie viele Nachrichten habe ich weitergegeben?
  • Was benötige ich? Z. B. Versorgung mit Wasser oder Lebensmitteln, Treibstoff, Batterien? Muss ich ggfs. an dem Ort oder der Einsatzstelle, wo ich bin, abgelöst werden?
  • Warte auf Nachfragen der Leitstation!

Im DARC-Ortsverband F15 Marburg/Lahn (siehe auch https://www.darc.de/der-club/distrikte/f/ortsverbaende/15/not-und-katastrophenfunk/) unterstütze ich als Notfunkbeauftragter den Vorstand und bin Ansprechpartner für Bedarfsträger.

Einige der Materialien, die von mir für die Verwendung im Notfunk erstellt wurden, sind hier zum Download - insbesondere eine vierteilige Vortragsreihe, die im Dezember 2022 unter der Gefahr einer mögliche Gasmangellage stattfand.

Diese Dateien dürfen von interessierten Personen unter Nennung des Autors (Tobias Zweckerl, www.tobiaszweckerl.de) für Schulungen und zur Information verwendet werden. Eine kommerzielle Nutzung ist ausdrücklich nicht erwünscht und unzulässig.